Verzicht auf Vorsorge kann ins Auge gehen

aus "Lichtblicke", Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband SBV, 2010

Manche Augenerkrankungen und Sehbehinderungen sind vermeidbar. Regelmässige Untersuchungen sind der beste Schutz. Hier finden Sie alles Wichtige über Augenvorsorge.

Das Auge deckt fast 80 Prozent unserer bewussten Sinnwahrnehmung ab. Dieses hoch kompliziertes Organ ist ein Wunderwerk der Natur – aber sehr anfällig für Beschädigungen oder Erkrankungen. Manche von ihnen können zur Erblindung führen, andere sind vermeidbar oder lassen sich wenigstens aufhalten. Dafür können wir selbst etwas tun: Mit Bewegung, Rauchverzicht und ausgewogener, vitaminreicher Kost wird das Auge gut durchblutet und ernährt. Zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe erhöhen den Schutz vor Augenerkrankungen aber nicht. „Es gibt keinen Beweis, dass mehr Vitamine hier wirklich helfen“, urteilt Jens Funk, Professor an der Augenklinik des Universitätsspitals Zürich.

Lange unbemerkt
Viel mehr kann man für seine Augen tun, wenn man sie regelmässig untersuchen lässt (siehe Box unten). Das gilt für jeden gesunden Menschen ohne Augenkrankheit. Brillenträger und Menschen mit Risikofaktoren wie früheren Augenverletzungen, Diabetes, Bluthochdruck, Entwicklungsverzögerung oder regelmässiger Medikamenteneinnahme müssen alle zwei Jahre zum Arzt gehen. Egal ist dabei, ob man Beschwerden hat oder nicht. Denn eine Augenerkrankung bleibt lange Zeit unbemerkt. Im Inneren des Auges kann aber längst ein schleichender Funktionsverlust im Gang sein, wie etwa beim Glaukom, auch grüner Star genannt: es entsteht über Jahre. „Kommt ein Patient dann wegen einer zunehmenden Verengung des Blickfeldes zu mir, ist es meist zu spät“, sagt der Zürcher Augenarzt Christoph Kniestedt. „Die verlorene Sehleistung kommt nie mehr zurück.“

Bei ersten Symptomen sofort zum Arzt
Ähnlich ist es bei der so genannten Diabetischen Retinopathie, einer Netzhauterkrankung, unter der viele Diabetiker leiden. Rechtzeitig erkannt, lässt sie sich ebenso behandeln wie die Netzhautablösung. Bei der sind erste Symptome wie Lichtblitze, schwarze Punkte oder Blutschwaden ein Alarmzeichen, sofort den Arzt aufzusuchen. Eine besondere Netzhauterkrankung ist die Altersbedingte Makula-Degeneration (AMD), häufigste Ursache für eine Sehminderung bei über 50-Jährigen. Die Makula – auch „gelber Fleck" genannt – ist ein kleines Areal in der Netzhautmitte. Ablagerungen mindern schleichend die Funktion der Makula. Viele alte Menschen können dann immer schlechter lesen. Dieser Verlauf lässt sich zwar verlangsamen oder stabilisieren. Doch auch hier ist die Früherkennung der Schlüssel für eine erfolgreiche Behandlung.

Vorsorge nicht beim Optiker
„Ein Sehtest beim Optiker genügt nicht“, betont Augenarzt Kniestedt. Nur ein Arzt garantiert mit seinem Fachwissen und notwendigen Geräten eine gründliche Untersuchung. Er misst die Sehfähigkeit, die Augenstellung und den Augendruck, untersucht Sehnerven und die Netzhaut. Die Untersuchung dauert etwa eine halbe Stunde. Einen Testtermin muss man in der Regel früh vereinbaren. Es gilt also: Nicht nur mit dem Auge sehen, sondern auch ans Auge denken!



Wie oft zum Augenarzt?
Alter                     Augentest
ab 20                    alle zehn Jahre
ab 40                    alle drei bis fünf Jahre
ab 65                    alle zwei Jahre
mit Risiko/Brille      lebenslang alle zwei Jahre