Swissteam ist ein erfolgreiches Ultracycling-Team. Was den Radlern bei ihren Abenteuern alles
passiert, geht auf keine Kuhhaut. Meistens ist es dümmer, als die Polizei
erlaubt. Hier ein paar Auszüge aus dem Tagebuch aus dem Tortour-Jahr 2010. So ein Schwachsinn!
Aus: "Was heute garantiert wieder nicht passiert ist", www.swissteamvelo.ch
Man sieht ihnen kaum an, was sie so alles drauf haben: Johannes Kornacher (li) und Mario Kugler.
Aus: "Was heute garantiert wieder nicht passiert ist", www.swissteamvelo.ch
Man sieht ihnen kaum an, was sie so alles drauf haben: Johannes Kornacher (li) und Mario Kugler.
10. August 2010
Solarstrom ist out – mit Bier fliegt man weiter!
Solarstrom ist out – mit Bier fliegt man weiter!
Das nennen wir Innovation! Bei der Abfahrt vom Pfannenstil
verpasste Mario kürzlich die erste Kurve und flog in hohem Bogen über ein
Kornfeld. Dort waren die Bauern mit riesigen Mähdreschern zugange, um die
wohlverdiente Ernte einzubringen. Als sie Mario im Anflug sahen, gaben sie
kräftig Gas und schafften es gerade noch, ihre 490 PS-Ungetüme aus der Flugbahn
zu manövrieren. Mario schaltete sodann in den Gleitflug und schraubte sich dank
der Thermik auf eine Reiseflughöhe von rund 850 Metern. Gerade hoch genug, um
nicht mit dem auf Kloten anfliegenden Airbus der Lufthansa zu kollidieren.
Deren Pilot sah den eleganten, schwebenden Radler und war beeindruckt. „Diese
Schweizer sind wahre Teufelskerle“, funkte er zum Tower. „Jetzt fliegen die mit
ihren Solarfliegern schon überall herum“, sagte er in Anspielung auf Piccards
solargetriebenes Flugzeug „Solar Impulse“, das gerade in diesen Tagen
Schlagzeilen machte.
Was er nicht wissen konnte: Mario flog seine Route mit seinem
Garmin. Dieser wird mit einer Batterie angetrieben, die mit Bier gespiesen
wird, was ihn von der Sonneneinstrahlung völlig unabhängig macht. Diese
bayrische Erfindung wurde erstmals 1811 vom „Schneider von Ulm“ getestet, der
sich so lange mit Bier voll laufen liess, bis er sich nicht mehr auf dem Turm
des Ulmer Münsters halten konnte, worauf er pausenlos Höhe verlor, bis er müde
und mausetot am Boden lag. Doch das waren die Pionierzeiten. Mario ist da schon
viel weiter. Er zog ein paar Schleifen über dem Glattal, landete dann
punktgenau wieder auf seinem Velosattel und strampelte noch die paar Kilometer
nach Hause. Allerdings kam er kurz vor dem Ziel noch in eine Polizeikontrolle.
Die Beamten stellten sofort die Bierfahne seines Garmin fest und veranlassten
einen Aderlass am Hightech-Gerät. Mario ahnte schon, dass sein kleines
Wundergerät mit 0,8 Ampere zu hoch lag und fluchte leise, als er das Gerät auf
der Stelle abgeben musste.
8. August
2010
Waden
aus Carbon
Das geht ja gar nicht! Zum zweiten Mal in seiner Karriere als
Radfahrer wurde Johannes im Strassenverkehr von einer wildfremden Frau
angemacht. Als er kürzlich morgens mit dem Rad durch Zürich zur Arbeit pedalte
und an einer Kreuzung anhalten musste, blieb eine etwa 40-jährige Frau neben
ihm stehen und sagte: „Das sind ja tolle Dinger!“ Johannes errötete kurz und
freute sich wie ein kleines Kind, dass seine Waden immer wieder Frauenherzen in
Aufruhr brachten.
Lässig liess er Muskeln und Krampfadern spielen, während ein sanftes Lächeln seine Botox-verdächtigen Lippen kräuselte. Doch die Nachfrage der Dame machte alle Träume zunichte: „Sind die aus Carbon?“ Da folgerte er haarscharf, es könnte sich lediglich um seine Xentisräder handeln. Er liess sich aber die Enttäuschung nicht anmerken und meisterte die Situation wie ein richtiger Mann. „Ja, sie wiegen nicht mal zehn Kilo“, sagte er und sinnierte den ganzen Tag bei der Arbeit darüber nach, warum technische Raffinessen immer wieder von den wahren Wundern des Lebens ablenken.
Lässig liess er Muskeln und Krampfadern spielen, während ein sanftes Lächeln seine Botox-verdächtigen Lippen kräuselte. Doch die Nachfrage der Dame machte alle Träume zunichte: „Sind die aus Carbon?“ Da folgerte er haarscharf, es könnte sich lediglich um seine Xentisräder handeln. Er liess sich aber die Enttäuschung nicht anmerken und meisterte die Situation wie ein richtiger Mann. „Ja, sie wiegen nicht mal zehn Kilo“, sagte er und sinnierte den ganzen Tag bei der Arbeit darüber nach, warum technische Raffinessen immer wieder von den wahren Wundern des Lebens ablenken.
2.
August 2010
Saublöd, das: Kindheit verhindert Radrennen
Der Tortour-Startort wird zum Problem. Bei Johannes wurden
durch die Nachricht, direkt gegenüber dem Rheinfall auf die Strecke gehen zu
müssen, offenbar traumatische Kindheitserinnerungen wach. Man hätte ihm als
Kind gesagt, der Versuch, ihn zu kultivieren, würde permanent danebengehen.
«Ein Reinfall im Leben genügt mir», sagt er. Die Rennleitung zeigte Verständnis
und erwägte einen Alternativstart im benachbarten Flurlingen. Doch Johannes
musste als Kind bei Blähungen immer draussen im Flur stehen, während die
Familie sich über den Schweinebraten hermachte. Da zeigt es sich wieder: Wer
seine Probleme nicht angeht, wird irgendwann von ihnen überholt. Dies ist
besonders bei Radrennen schwerwiegend. «Mich überholt keiner!», betont
Johannes.
Die Rennleitung, um Ausgleich bemüht, schlug einen Start am
Leibstädter Kernkraftwerk vor. «Da könnte der Mann sich über sein Rad
definieren, das heisst doch schliesslich Volt». Doch so einfach ist es nicht:
Johannes hat als Kind einmal seinen nassen Zeigefinger in eine Steckdose
gehalten. Deshalb hat er den Namen seines Velos überklebt und fährt auch kein
Elektroauto. Ein Kernkraftwerk oder der Anblick einer Stromleitung lösen bei
ihm Bewegungsstarre aus. Jetzt wird die Tortour wahrscheinlich in Lenzerheidi
gestartet: «Heidi hiess mein erster Schwarm», freut sich Johannes. «Damals war
ich zehn, da ging ganz schön die Post ab.» Die Rennleitung hofft nun, dass
andere Rennfahrer ihre Kindheit noch rechtzeitig in den Griff bekommen.
Irgendwann könne man nicht mehr auf alle Wünsche eingehen.
30. Juli
2010
Schreck:
Mario kugelt sich vor Lachen
Das ist ja zum Schiessen: Bei der Abfahrt vom Mont Bizarr im
Zürcher Oberland stieg Mario plötzlich vom Rad und kugelte sich vor Lachen. Die
Kantonspolizei musste die Strasse vorübergehend sperren. Als er dann doch
irgendwann aufhörte, weil er Durst auf ein Bier hatte, wurde er zum Verhör aufs
Revier gebracht. Schon beim Aufnehmen der Personalien fanden die Beamten das
Motiv heraus. „Name?“ „Kugler.“ „Aha!“ Die Beamten schlossen sofort die Akte
und liessen den Missetäter nach einer Ermahnung laufen. „Sie dachten, sie
hätten gewissenhaft ermittelt, so Mario später. „Dabei musste ich nur so lachen,
weil auf meinem Garmin gerade 10vor10 lief. Ueli Maurer sagte einen
zusammenhängenden Satz. Wirklich komisch! Aber das konnten die Polizisten ja
nicht wissen.“ Mario will jetzt auf Radabfahrten keine Informationsendungen
mehr ansehen, sondern nur noch Liebesfilme, das Wetter oder höchstens mal den
Grand Prix de Eurovision. «Da kommt Maurer bestimmt nicht vor.»