Aus dem Magazin Sportguide, 2010
Die Zürimetzgete aus der Sicht des Rennfahrers: Hier wird einem nichts geschenkt.
jok. Seit 2008 gehört die
Zürimetzgete wieder uns. Uns Amateur-Rennfahrern. Sie ist noch besser geworden:
30 Kilometer länger als früher am Pfannenstil, die Anstiege deftig. Da ist der
Siglistorfer, diese fiese Rampe, ganz harmlos unten - und urplötzlich brennen
bei 13 Prozent Steigung die Beine. Dazu der legendäre Regensberger, an dem 1981 Beat Breu in 3 Minuten und 54 Sekunden
hinaufflog, eine Fabelzeit, die uns die Augen leuchten lässt.
Doch
daran denkt jetzt keiner. Der Startschuss kracht. Keine
Gesundheitsradler, sondern die besten Schweizer Hobbyfahrer fighten vom ersten
Tritt weg. Jeder merkt sofort: hier wird dir wieder mal nichts geschenkt. Mit
35 km/h geht’s über die erste 5 %-Welle, der Puls hämmert bereits kurz vor der
sauren Zone. Dranbleiben! Jetzt donnert das Feld durchs Neeracher Moor hinüber
zum Rhein. Mit 49 Sachen in Siebnerreihe über die Kantonsstrasse, gut 100
Rennfahrer Pneu an Pneu, Schulter an Schulter. Da darf gar nichts passieren,
sonst…
Sturzgefahr!
Der Siglisdorfer ist
nicht mehr weit. Jetzt gilt es, noch ein paar Plätze nach vorne zu gewinnen.
Wer hinten in der Gruppe klettert, verliert leicht den Anschluss. Vor Weiach
versuche ich, mich zu erholen, tief durchzuatmen. Da tanzt eine Plastikflasche
am Boden. Geschrei, Hektik und Erleichterung, dass der Sturz vermieden wurde.
Dann im Anstieg, schon nach 200 Metern, passiert, was immer passiert: Die
Leichtgewichte preschen vor, kurbeln scheinbar mühelos rechts und links vorbei.
Meine 92 Kilo lassen mich leiden, doch was solls, es geht halt nicht schneller.
Die Rampe ist nicht lang, es brennen die Oberschenkel, der Puls jagt, und schon sind wir oben und
stürzen uns ins Tal.
Körner sparen für Runde 2
Wir sind immer noch verdammt schnell, die Abfahrt wird eng, und unten geht’s mit ein paar Hacken durchs Dorf. Wir müssen eigentlich völlig bescheuert sein, es hier so laufen zu lassen. Ob das noch lange gut geht? Es geht spätestens am Regensberger nicht mehr gut. Die anderen sind zu schnell. Der Hügelaufstieg zieht sich oben noch hin, kurz vor der Abfahrt fehlen mir ein paar Meter auf den letzten Fahrer, und jetzt ist die Gruppe weg. Egal. Nur jetzt nicht rumhirnen, konzentrieren, ruhig atmen, die Waldabfahrt ist tückisch. Auf der Zielgerade vor Buchs hat sich die neue Gruppe formiert. Wir müssen ja nochmal in die Runde. Immer noch ist das Tempo hoch, aber jeder weiss: Keine Experimente, zusammen bleiben, Tempo machen, Kräfte einteilen.
Wir sind immer noch verdammt schnell, die Abfahrt wird eng, und unten geht’s mit ein paar Hacken durchs Dorf. Wir müssen eigentlich völlig bescheuert sein, es hier so laufen zu lassen. Ob das noch lange gut geht? Es geht spätestens am Regensberger nicht mehr gut. Die anderen sind zu schnell. Der Hügelaufstieg zieht sich oben noch hin, kurz vor der Abfahrt fehlen mir ein paar Meter auf den letzten Fahrer, und jetzt ist die Gruppe weg. Egal. Nur jetzt nicht rumhirnen, konzentrieren, ruhig atmen, die Waldabfahrt ist tückisch. Auf der Zielgerade vor Buchs hat sich die neue Gruppe formiert. Wir müssen ja nochmal in die Runde. Immer noch ist das Tempo hoch, aber jeder weiss: Keine Experimente, zusammen bleiben, Tempo machen, Kräfte einteilen.
Die Lutscher kommen
An jedem Anstieg
dasselbe Spiel: Mit Tempo unten rein, mit tobenden Muskeln und kurz vor dem
Koma oben wieder raus! Ich bin heilfroh, noch dabei zu sein. Die Jungs sind
gut, doch alle haben Substanz gelassen. Wir wechseln in der Führungsarbeit auf
den Rollerstrecken, aber es ist wie immer: Ein paar Schlaumeier verstecken sich
hinten, lassen die anderen rackern, und auf den letzten 200 Metern vorm Ziel
tauchen plötzlich Typen neben dir auf, die du den ganzen Morgen noch nicht
gesehen hast. Wenigstens ein paar dieser „Lutscher“ kann ich noch abhängen. Mit
fast 50 rauschen wir ins Ziel, durchs aufgeblasene EKZ-Tor, das sich quer über
die Strasse streckt. Hei! Was für ein tolles Rennen!