Original-Publikation vom 18. 9. 2011:
http://suite101.de/article/vergleich-zwischen-e-bike-und-rennrad-a123336
Rennrad oder E-Bike? Immer mehr stromunterstützte Rennräder
kommen auf den Markt. Da lohnt es sich, genauer hinzusehen und die wichtigsten
Unterschiede zu nennen.
jok. Um es gleich vorweg zu
nehmen: Einem Rennrad-Crack, der pro Jahr tausende Kilometer abstrampelt, muss
man die Alternative E-Racer gar nicht anbieten. Das ist, als wolle man einem
eingefleischten Autoliebhaber eine Bahncard verkaufen. „Geht ja gar nicht!“ Man
braucht keine Hilfe und will auch keine.
Doch es gibt auch andere. Radfahrer etwa, die es nicht als höchstes der Gefühle sehen, mit ein 33-er Schnitt fünf Stunden durch die Gegend zu brettern. Solche, die gerne radfahren, aber vor einem Rennrad zu viel Respekt haben. Oder die lieber bequemer sitzen, auch wenns dann nicht ganz so flott vorwärts geht. Es gibt viele, die mit einem sportlichen Roadbike ohne Rennlenker, Klickpedale und 23-Millimeter-Pneus völlig zufrieden sind. Doch seit das E-Bike nun auch bei den sportlichen Racern Einzug hält, beginnen sich immer mehr Radfahrer zu fragen: „Ein Racer-E-Bike , wäre das was für mich?“
Doch es gibt auch andere. Radfahrer etwa, die es nicht als höchstes der Gefühle sehen, mit ein 33-er Schnitt fünf Stunden durch die Gegend zu brettern. Solche, die gerne radfahren, aber vor einem Rennrad zu viel Respekt haben. Oder die lieber bequemer sitzen, auch wenns dann nicht ganz so flott vorwärts geht. Es gibt viele, die mit einem sportlichen Roadbike ohne Rennlenker, Klickpedale und 23-Millimeter-Pneus völlig zufrieden sind. Doch seit das E-Bike nun auch bei den sportlichen Racern Einzug hält, beginnen sich immer mehr Radfahrer zu fragen: „Ein Racer-E-Bike , wäre das was für mich?“
Schweizer radeln gern elektrisch
In der Schweiz, einem
traditionell starken E-Bike-Markt, stellt sich diese Frage immer öfter. Hermann
Troehler, Inhaber von Troehler Sports im zürcherischen Fehraltorf,
verkauft seit Jahren Rennräder an sportliche Kunden und Rennfahrer. Dazu ist er
seit einiger Zeit Fachhändler des Schweizer Herstellers Biketech, mit dem Flyer
bislang grösster Produzent von E-Bikes. „Bisher hatten wir zwei völlig
unterschiedliche Kundensegmente“, sagt Troehler. Doch seit E-Bikes auch
sportlich aussehen und es auch sind, wollen auch zunehmend mehr Rennradkunden ein
E-Bike. „Da tut sich eine neue Zielgruppe auf.“
Nach wie vor gibt es
reichlich Argumente, die im direkten Vergleich für das konventionelle Rennrad
sprechen. „Die Sportler werden immer das Rennrad wählen“, glaubt Troehler. Sie
haben in diesem Bereich die viel grössere Modellauswahl. Da gibt es feinste
Abstufungen zwischen einem knallharten Renner für sehr sportliches Fahren und
Rennen, zwischen einem Cruiser oder einem Langstreckengerät mit Komfort.
Optisch gibt es im konventionellen Bereich mehr Design, mehr Farben, mehr sportlichen
Look. Die Rahmen und Gabeln sind in ihren Fahreigenschaften sehr differenziert,
in ihren Grössen weitaus variabler als die E-Bikes. Besonders grosse Fahrer
finden im konventionellen Bereich fast jede Grösse. „E-Bikes gibt es zur Zeit
noch gar nicht in allen Grössen“, hält Troehler fest.
Beim Gewicht unschlagbar
Technisch ist ein modernes
Rennrad dem E-Bike in den meisten Bereichen voraus. Die drei grossen Hersteller
von Schalt- und Bremskomponenten, Shimano, Campagnolo und Sram, haben ihre
Produkte in den letzten Jahren auf ein erstaunliches Niveau gebracht, bei
hervorragendem Gewicht- und Preisverhältnis. Das bisher Tollste ist die
vollelektrische D2-Schaltung von Shimano: Da läuft die Kette so präzise wie ein
Uhrwerk. Das hat zwar seinen Preis, ist aber von der technischen Entwicklung derzeit
unschlagbar. Shimano hat nun bereits seine günstigere Ultegra-Gruppe elektrisch
bestückt.
Kommt dazu, dass ein gutes
Rennrad mit Carbonrahmen und Systemlaufrädern heute unter acht Kilo wiegt, ein
sehr gutes unter sieben. „Da kommt kein E-Bike hin“, urteilt der Fachmann. „Da
sind Welten dazwischen.“ Auch im Preis-Leistungsverhältnis liegen die Rennräder
eindeutig günstiger als die sportlichen E-Bikes. Für 4000 Franken bekommt man
heute ein gutes Rennrad mit sehr guten Komponenten. Ein E-Racer wie der neue
Flyer R dagegen kostet in der Grundversion bereits fast 5000 Franken.
Das wichtigste Argument
für das konventionelle Rennrad ist sicherlich die Reichweite: Im Gegensatz zum
E-Bike ist sie unendlich, beziehungsweise hängt allein vom Fahrer ab. Deshalb
sind diese Räder ideal für solche, die gerne sportlich unterwegs sein und lange
Strecken fahren wollen.
Der Vergleich hinkt
Doch der direkte Vergleich
ist eigentlich unsinnig. „Die Frage ist doch viel mehr: Welche Art von Bike
passt zu welchem Bedürfnis?“ sagt Troehler. Die sportlichen E-Racer sprechen
immer mehr Velofahrer an. Leute, die Geschwindigkeit geniessen und von ihr
profitieren wollen. Sie schätzen Komfort und sind sich nicht zu schade, ihre
Muskelkraft durch ein Motörchen zu unterstützen. Troehler hatte bereits Monate
vor dem Erscheinen mehrere Vorbestellungen für den neuen Flyer R. Er
registriert aber auch Anfragen nach alternativen Modellen anderer Hersteller,
etwa der deutschen Firma Stevens aus Hamburg. „Da sind Pendler dabei, die
morgens schnell und unverschwitzt zur Arbeit wollen“, sagt er. Ein Kunde ist
bereits weit über 70, fuhr bisher klassisch Rennrad und fühlt sich nicht mehr
so fit dafür. Mit dem elektrounterstützten Rennrad würde er sich immer noch
eine 60-Kilometer-Tour zutrauen.
Und ein anderer Interessent
will den E-Racer seiner Frau schenken. So können beide endlich zusammen
sportliche Touren unternehmen, er mit dem Rennrad, sie mit dem E-Bike. Bisher
war er zu schnell für sie. Jetzt wird er besonders beim Anfahren und am Berg
sogar Mühe haben, ihr zu folgen. Denn die neuen E-Racer springen zügig an und
lassen sich auch im Anstieg noch sehr schnell fahren, weil sie da im
Unterstützungbereich von ca 25 – 35 km/h liegen. Wer schneller rollt, spürt,
wie die zusätzliche Power abnimmt. Fällt er wieder unter die Speedgrenze,
spendiert der Motor zusätzliche Wattleistung. „Dieses Gefühl ist beeindruckend
und fasziniert viele Interessenten“, sagt der Fehraltorfer Veloexperte.
Die Hersteller reagieren vorsichtig
Seit der Trend zu
elektrischen Mobilität die Fahrräder erfasst hat, kommen immer mehr Hersteller
(endlich) mit sportlichen Geräten heraus. Neben dem Flyer R haben auch zum
Beispiel Stevens, der spanische Produzent BH oder die Kreuzlinger Tour de
Suisse einen E-Racer im Programm. Sie verfügen über unterschiedliche
Ausstattung, Technik und Gewicht. Den Antrieb mit der grössten Reichweite hat
wohl der Flyer R, den es wahlweise mit 12 oder 16 Ampere-Akkus gibt. Der
stärkere bietet je nach Topografie und Fahrstil eine Reichweite von etwa 70
Kilometern. Wer sich einen Erstatzakku dazu bestellt und im Rucksack mitführt,
kann da schon ordentliche Touren absolvieren. „Wenn sich die Akkus noch
weiterentwickeln, kann der E-Racer eine echte Alternative zum klassischen
Touren-Rennrad werden“, glaubt Velohändler Troehler.
Eine Aufgabe für die
„Daniel Düsentriebs“ der Velowelt. Die Grenze zur 100-Kilometer-Reichweite hat
das erste E-Bike bereits geknackt. Der Akku des Schweizer „Speedped“ soll nach
Herstellerangaben bereits weit über 100 Kilometer halten. Fazit: E-Racer werden
ihre Fans finden. Und so manchen klassischen Rennradler, der sich nicht
dupieren lassen will, tüchtig ins Schwitzen bringen.
Links:
www.bhbikes.com