So sieht’s der Philosoph
Dunkle Schönheit
Der Basler Philosoph Hans Saner
unterschied in seinem Essay „Melancholie und Leichtsinn“ die kognitive Melancholie, als
Negation und Desillusionierung, von einer sentimentalen, als Vereinsamung und
Verdunkelung. In der Befreiung aus der psychiatrischen Besetzung zeige die
Melancholie ihre eigene Qualität: geschärftes Bewusstsein und den bewahrenden Filter des
Erlebens.
In der Fähigkeit zu Erschütterung, so
Saner, liege eine eigene „Ästhetik des Erhabenen in seiner Fremdheit, eine dunkle Schönheit
mit einem Beigeschmack von Süsse“. So treibe Melancholie nicht in die
Resignation, sondern in die Gelassenheit: So ist es eben!
Gelassenheit angesichts des
Unvermeidlichen schafft Heiterkeit und wird so zum metaphysischen Leichtsinn, zu
Grenzstimmungen der Vernunft. Von ihnen rettet der Melancholiker etwas in den Alltag hinüber,
folgert Saner. So entstehen „Eigenwelten“, illusionslos mit Blick in die Abgründe des
Daseins, „heiter in der Gelassenheit und leicht in der Freiheit
des Augenblicks“. (jok)